Likrat Schabbat
Likrat Schabbat, mit dem ich Sie erreichen möchte, bedeutet «auf zu Schabbat» und bezieht sich auf ein Zitat von Rabbi Chanina, aufgezeichnet im Talmud Bawli (Schabbat 119a) und aufgenommen in unserem Siddur (S. 67):
באו ונצא לקראת שבתה מלכה – «Kommt lasst uns die Königin Schabbat willkommen heissen.» Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Likrat Schabbat Ihnen hilft, sich auf die wöchentliche Begegnung mit Schabbat zu freuen und Schabbat zu einer speziellen, beruhigenden und vielleicht sogar nährenden Zeit zu gestalten.
Rabbiner Ruven Bar Ephraim
Gerne senden wir Ihnen Likrat Schabbat auch per E-Mail zu. Senden Sie eine entsprechende Nachricht an unser Sekretariat
Sidra Wajeze 9. Kislew 5786
Toralesung: Bereschit (1BM) 28:10 – 29:35.
28.11.2025 18.45 Ma’ariw leSchabbat
29.11.2025 10.00 Schacharit leSchabbat
Letzte Woche habe ich mit euch die Idee geteilt, dass die wirklich wertvollen Dinge im Leben Zeit, Hingabe und Beständigkeit brauchen. Dieser Gedanke findet einen tiefen Widerhall in unserer Parascha dieser Woche, Wajeze.
In Wajeze begegnen wir einer besonders eindrucksvollen Szene im Leben unseres Erzvaters Jakow. Die Tora berichtet uns, dass Jakow sieben Jahre für Rachel arbeitete, und wie es im Pasuk in Bereschit 29,20 heisst: «Und sie kamen ihm wie wenige Tage vor, wegen der Liebe zu ihr.»
Nechama Leibowitz erklärt in ihrem «Giljon» – dem wöchentlichen Schreiben zur Parascha – zu Bereschit – ausgehend vom Midrasch Lekach Tow –, dass Tage, die mit Freude gefüllt sind, als kurz empfunden werden, während Tage voller Leiden sich als lang anfühlen. Mit diesem interpretatorischen Schlüssel gewinnt der Pasuk über Jakow eine besondere Bedeutung: Seine Liebe zu Rachel liess die Zeit leicht und sinnvoll erscheinen.
An diesem Schabbat hat diese Botschaft für uns einen ganz besonderen Klang, denn wir feiern eine Gruppe von Menschen, die – ebenso wie Jakow – Zeit, Einsatz und Liebe in etwas Wertvolles investiert haben. Sie haben Jahre damit verbracht zu lernen, nachzudenken und ihre Verbindung zum Volk Israel zu vertiefen. Heute haben Liebe und Hingabe sie zu diesem bedeutungsvollen Moment geführt, an dem sie sich offiziell dem Volk Israel anschliessen.
Und an diesem Punkt lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, was dies für uns alle als Mitglieder von Am Israel bedeutet. Der Weg, den diese Menschen gegangen sind, markiert nicht nur einen persönlichen Meilenstein für sie selbst, sondern erinnert auch uns an die Tiefe und Schönheit der Zugehörigkeit zum Volk Israel. Jeder Prozess ist einzigartig, und jeder Mensch nähert sich aus seiner eigenen Geschichte der Tradition an. Doch die Liebe und Hingabe, die wir heute sehen, sowohl im Beispiel Jakows als auch bei denen, die sich formell anschliessen, laden uns ein, unsere eigene Verbindung zum jüdischen Leben und zu unseren gemeinsamen Werten neu zu beleben.
Möge dieser Moment uns alle dazu inspirieren, mit Liebe und Engagement ein lebendiges, bewusstes und bedeutungsvolles Judentum weiter aufzubauen.
Schabbat schalom
Eli Carvajal
